Geht es um die Interessen der deutschen Fernsehzuschauer, hat die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft (DTM) einen großen Vorsprung gegenüber der Tourenwagen-Weltmeisterschaft der FIA (WTCC). Global gibt es dagegen kaum Überschneidungen zwischen den Rennserien – das könnte sich in Zukunft ändern, sagt Friedhelm Lange, Motorsportexperte bei der Sponsoringberatung Repucom.
Zweimal Tourenwagen und Rundstrecke – ist die DTM nicht ein großer Konkurrent für die WTCC?
Wenn es generell um Plattformen im Motorsport und um den Wettkampf um die Gunst der Zuschauer geht, sind die beiden Rennserien natürlich Konkurrenten. Aber die Ansätze sind verschieden.
Was sind dabei die Alleinstellungsmerkmale der DTM?
In der WTCC ist die Verbindung zu den Straßenfahrzeugen viel höher.Die DTM setzt technisch auf Prototypen. Die treibende Kraft in dieser Rennserie sind Hersteller – und zwar ausschließlich die deutschen Premiumhersteller. Sie nutzen die Rennserie, um Werbung für ihre Oberklassemodelle zu machen.
Wäre eine größere Internationalisierung der DTM nicht sinnvoll?
Im Interesse der deutschen Hersteller ist es natürlich, auch in andere Märkte zu gehen – besonders die Schwellenländer sind interessant. Wenn man in den aktuellen Kalender der DTM guckt, sieht man aber, dass trotzdem sechs von zehn Rennen in Deutschland stattfinden.
Also muss die WTCC in vielen Märkten erst mal keine Konkurrenz fürchten?
Die WTCC ist bereits auf vier Kontinenten unterwegs und hat daher zu Recht den Anspruch, eine Weltmeisterschaft zu sein. Konkurrenz könnte sie dann bekommen, wenn die DTM beispielsweise die Meisterschaft über das Reglement internationalisiert. Wenn sie sich etwa japanischen oder amerikanischen Tourenwagenmeisterschaften anpasst, könnten die Fahrzeuge und Teams auch wechselseitig dort antreten. Eine andere Idee wäre, dass die jeweiligen Ländersieger zum Saisonfinale einen Weltcup ausfahren.
Manuel Heckel für Horizont